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Freimaurergarten am Rittergut Meinbrexen


Freimaurergarten am Rittergut Meinbrexen

Der Freimaurergarten in Meinbrexen im Landkreis Holzminden im Zeitraum 1756-1762.

Entstanden ist die Anlage des Freimaurergartens durch die beiden Enkelsöhne von Margarete von Mansberg, geb. van Duyvense, der Erbauerin des heutigen Schlosses: Johann-Friedrich von Mansberg, *1728, +1759 (mit 31 Jahren) und seinem Bruder Adam-Christoph von Mansberg, *1731, +1762 (mit 31 Jahren).

Aufgewachsen in London (Vater Anton-Adam war im wissenschaftlichen Rat des englisch-hannoverschen Königs Georg I. tätig) kamen die beiden sehr früh mit der Aufklärung und den ersten Freimaurerlogen in Kontakt. Die Euphorie über die Ideen, die Gemeinschaft und vor allem dem symbolischen Ausdruck innerhalb des freimaurerischen Denkens übertrugen die beiden Brüder wie viele andere Freimaurer zu dieser Zeit in ihre Gärten und schafften damit philosophische, kreative und zeitlose Dokumente. Die meisten dieser Gärten sind in den folgenden Jahrhunderten überformt und zerstört worden oder – wie der Garten in Meinbrexen – einfach in Vergessenheit geraten.

Historische Karte von Meinbrexen

Eine historische Karte von Meinbrexen zeigt das Gut umgeben von Wasserbräben. Westen liegt oben.

Durch einen glücklichen Zufall sind 2011 die freimaurerischen Symbole und Zusammenhänge im Meinbrexer Garten erkannt worden. Vor diesem Hintergrund soll die Gartenanlage in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ihrer eigentlichen Bestimmung wieder zugeführt werden:

Was ist Freimaurerei? Wichtig ist, den Freimaurerbund als Einheit von Idee, Gemeinschaft und symbolischem Ausdruck zu begreifen.

Symbolische Grundlage des Gartens bildet das ursprüngliche Wegesystem in Form einer Setzwaage (Vorläufer der Wasserwaage), das Symbol für das innere Gleichgewicht und die Gleichheit aller Menschen. Erkennbar ist diese Form derzeit nur noch durch die geschwungene Außenmauer in Richtung Dorf.

Mit diesem Wegesystem wird der philosophische Lebensweg des Freimaurers, der sich zu Beginn seines Lebens als grober Stein sieht (symbolisiert durch die Grotte am Südende des Parkes) und am Lebensende nach vielerlei Arbeit an sich und durch Selbstreflektion zu einem behauenen Stein geworden ist (Obelisk auf dem Brunnen vor dem Herrenhaus mit der Inschrift: premor ut tollar, nach vieler Müh bin ich zur Höh gekommen).

Parkführung Meinbrexen

Führung durch den Freimaurergarten Meinbrexen.

Weitere Denkanstöße sind in Form von Symbolen im Garten zu finden: der Teich am südlichen Ende als „Himmelsauge“ (der Baumeister aller Welten schaut auf den Menschen), die drei Bäume Eiche, Buche & Linde stehen für Stärke, Schönheit & Weisheit, die Brücke steht für das Überwinden von Lebenskrisen, das Haus als Sinnbild für den die Menschen prägenden Alltag und noch manches andere …

In den philosophischen Teil, den Lebensweg, ist etwa 100 Jahre später genial ein geometrischer Teil ergänzt worden – ganz im Sinne der Suche von Pythagoras nach der Verbindung von Mathematik und Geometrie mit der Philosophie und den Grundsatzfragen des Lebens. So bildet der Turm die Spitze eines gleichschenkligen rechtwinkligen Dreiecks, dessen Grundlinie das Lot der Setzwaage bildet. Damit werden die bekanntesten Symbole des freimaurerischen Denkens – also Winkel und Zirkel – dargestellt.

Durch gartengestalterische Rafinesse ist sogar die Kirche geometrisch mit dem Garten verbunden und damit die Bindung des Hauses Mansberg an den christlichen Glauben manifestiert worden.

Sinn und Ziel des Gartens war und ist heute auch noch, sich Gedanken über sich und sein Leben zu machen, zu reifen und selbstkritisch sich weiterzuentwickeln: „Schau in dich, schau um dich, schau über dich, Erkenne dich selbst“.

Erneuerung der „Lügenbrücke“

Der Freimaurergarten in Meinbrexen erstreckt sich auf ca. 2 ha hinter dem Herrenhaus, lediglich erreichbar über zwei Brücken und mit einer hohen Mauer eingefriedet. Der wichtigste Zugang für Besucherinnen ist die „Lügenbrücke“ aus Holz, die nach über 80 Jahren extrem baufällig geworden war und komplett erneuert wurde.

Die neue Brücke

Die jetzt erneuerte Brücke aus Robinienholz führt von der Schloßinsel in den Park. Das Floß erleichterte die Arbeiten.

Das Holz (Robinie) für den Neubau stammt aus dem eigenen Wald. Ein örtlicher Zimmermann baute den Rohling in seiner Werkstatt und setzte die Brücke vor Ort ein. Weitere Arbeiten wie Bodenbelag, Renovierung und Ergänzung des Geländers erfolgte durch Eigenleistung.

Sicheren Fußes können Besucherinnen nun zu den Veranstaltungen im Park gelangen.

Neben der Stiftung Historische Gärten in Niedersachsen wurde der Neubau 2022 auch von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Holzminden unterstützt.

Text und Fotos: Silke von Mansberg

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