Der Ort Gartow mit seiner durch die Familie der Grafen von Bernstorff bewohnten Schlossanlage liegt im Osten des Wendlandes unweit der Elbe. Der Nebenfluß Seege grenzt unmittelbar an das Schlossumfeld und mündet in die Elbe. Diese naturräumliche Gegebenheit führte seit jeher zu temporären Überflutungen der Umgebung Gartows und Teilen des Schlossareals.
Der Schlosspark in Gartow besteht aus einer formalen und landschaftlichen Partie und grenzt nach Süden an das Schlossgebäude an. Die Zweiteilung ergibt sich aus der Exposition der Anlage und den landschaftlichen Gegebenheiten der Seegeaue, bzw. des Elbtals. Bedingt durch die Errichtung des Schlosses auf einem Geestrücken, besteht ein Höhenunterschied von gut fünf Metern zur umgebenden Parkanlage. Der Geländeübergang wird durch mehrere Terrassen gebildet, die über seitliche Treppen in den landschaftlichen Teil führen.
Die zunehmende Hochwassersituation erforderte vor einigen Jahren die Herstellung einer Hochwasserschutzmaßnahme für Schlossbezirk und Ortslage. Dazu wurde der Hof- und Wirtschaftsteil durch Erdbauwerke und Mauern vom Park getrennt. Die Maßnahme erfolgte als DBU-gefördertes Musterprojekt zur denkmalgerechten Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen im historischen Umfeld.
Als Übergangsbereich zwischen Park und Schloss entstand auf der Südseite eine Terrassenpartie, mit deren Hilfe der Höhenunterschied gestalterisch überwunden wurde. Zusätzlich boten die Terrassen die Möglichkeit zur gärtnerischen Nutzung ohne Überflutungsgefahr.
Die Nähe zum Gebäude wird zudem eine ansprechende florale Gestaltung besessen haben. Bildliche Darstellungen zur floralen Ausstattung sind ab dem Zeitraum der Jahrhundertwende vorhanden.
Die beschriebenen Terrassen wurden Kernteil der vorgesehenen Maßnahmen. Klimatische Gegebenheiten, parasitäre Probleme und Pflegerückstände führten zur Notwendigkeit von Maßnahmen. Die planerische Auseinandersetzung wurde zum Anlass genommen, die Terrassen soweit möglich, entsprechend der Archivalien gestalterisch zurückzuführen und klare, schlichte Strukturen zu schaffen. Diese Vereinfachung dient auch dem langfristigen Erhalt der Denkmalsubstanz im Hinblick auf die Pflegeintensität.
Durch die Nähe zum Schloss, ist in diesem Teilstück von einer repräsentativen Bepflanzung auszugehen. Diese könnte dem Zeitgeschmack entsprechend aus Formgehölzen, Wechselflor und Kübelpflanzen bestanden haben. Diesem Gestaltungsansatz versuchte die Familie Bernstorff in den 1990er Jahren mit der Anlage von Stauden-, Buchs- und Rosenflächen gerecht zu werden. Diese Pflanzungen waren in dieser Form nicht mehr zukunftsfähig. Zudem waren es keine historisch belegten Pflanzungen.
Die Planung sah daher eine Rückführung der Pflanzungen auf frühere Stadien vor, bei denen gleichzeitig eine Reduktion der Pflege ermöglicht werden sollte. Dazu erfolgte die Entnahme der Staudenpflanzung auf der obersten und untersten Terrasse und im Bereich der mittleren Terrasse eine Reduktion der Bepflanzung. Weiter wurde der vorgelagerte Weg entfernt. Dieser hatte nur eine geringe Breite und erfüllte vorrangig die Funktion Pflanzung und angrenzenden Rasen voneinander
zu trennen.
Die podestartigen Bereiche im Vorfeld der Treppenanlagen sollten gestalterisch aufgewertet werden, indem klar erkennbare formale Bereiche entstehen. Deren Eckpunkte werden zusätzlich durch Blumenkübel oder vergleichbare Ausstattung betont.
Text (red. bearbeitet): Andreas v. Hoeren
Aufnahmen: 3 Gulliver Theis, 1 v. Bernstorff
Die Stiftung Historische Gärten in Niedersachsen hat die Arbeiten 2024 gefördert.
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