1850 war es Conrad von Dassel, der Sohn des letzten Lüneburger Sülfmeisters, der aus drei Höfen an gleicher Stelle das Gut Barendorf begründete und einen Großteil vorhandener Gebäude entfernen ließ. Nur das sogenannte Inspektorenhaus von 1784, auf dem Gelände des Wirtschaftshofes, blieb bis Ende 2022 erhalten und war bis dahin das älteste Gebäude im Ort. Von Dassel ließ ebenso einen bescheidenen Park anlegen und errichtete ein schlichtes eingeschossiges Gutshaus.
Schon 1889 verkaufte sein Sohn das Gut an Rittmeister Otto Kommallein. 1911 erwirbt der Hamburger Südamerika-Kaufmann Julius Juister das Gut und lässt das noch heute vorhandene Herrenhaus errichten. Erzählungen nach soll der von Dasselsche Bau noch im Kern des Neubaus erhalten sein.
1918 kaufte Heinrich Bockelmann Gut Barendorf und beauftragte 1919 die renommierten Hamburger Gartengestalter Schnackenberg & Siebold mit der Überplanung des Parks. Sie schufen östlich vom Gutshaus und vom Wirtschaftshof eine völlige Neuordnung im Sinne der Reformgartenarchitektur. Angelegt wurde ein großer Badeteich, ein Umkleide- und Badehaus, ein Laubengang aus Linden und weite Blumengärten sowie Wege und Treppen.
Zu Umbauten im Herrenhaus beauftragten Bockelmanns die ebenfalls aus Hamburg stammenden Architekten Jacob & Ameis, welche sich durch den Neubau zahlreicher Villen in den Hamburger Elbvororten und den Alsterdörfern einen Namen gemacht hatten. Abschluss aller Bautätigkeit war 1921 die Errichtung des Gästehauses am Rande des Parks, die Anlage eines Tennisplatzes und der Bau des Torhauses am Gutshaus.
Unweit von Barendorf, in Wendisch Evern, wurde am 04. Mai 1945 die Teilkapitulation Nordwestdeutschlands durch Hans-Georg v. Friedeburg im Beisein von Bernard Montgomery unterzeichnet und Familie Bockelmann musste innerhalb von Stunden das Guts- und Gästehaus für Teile des Oberkommandos der Alliierten räumen.
Um 1956 wurde der Park getrennt und das Herrenhaus an den Trägerverein des heutigen Bildungs- und Tagungszentrums Ostheide vermietet. Die Wegeführungen im Park veränderten sich und der große Eichenplatz am Fuße der Sommerterrasse des Gutshauses verlor seine Bedeutung.
Schon 1952 kam es zu Umbauten im Gästehaus. Planung und Umsetzung leitete der Hamburger Architekt Cäsar Pinnau. 2007 wurde der Park sowie die Villa durch die Familie aufgegeben und verkauft. Ab 2016 stand das Anwesen wieder zum Verkauf. Nach der Übernahme durch die heutigen Eigentümer, wurden der Garten und die Villa unter Denkmalschutz gestellt. Die Villa wurde saniert und erste Planungen zur Rekonstruktion des Gartens entstanden. 2018 ist u.a. durch die Unterstützung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege sowie durch die VGH-Stiftung ein umfangreicher Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet worden. Der Garten ist regelmäßig zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen und auch die örtliche ev. Kirchengemeinde nutzt den Garten für ihren jährlichen Pfingstgottesdienst.
Text: Ulrich Völkmann, www.gutspark-barendorf.de
Bericht von der Baustelle im Mai 2024
Seit dem Frühjahr laufen die Arbeiten am Teich. Zwar kommt die Maurerfirma nach langer witterungsbedingter Pause wieder voran, allerdings fehlen noch Ergebnisse aus Mörtelproben und je nach Analytik kann es zu weiteren Verzögerungen kommen.
Die seitlichen Böschungen werden derzeit instand gesetzt und ab Mitte Mai wird die Betoneinfassung verputzt. Positiv gedacht kann es sein, dass die Wände
des Teiches bald fast fertig sind, es wird aber sicher noch kein Wasser im Teich sein.
Für das Badehaus haben wir einen Zimmerer gefunden, der ab Mitte Juli mit den Arbeiten starten wird.
Text: Ulrich Völkmann
Aufn.: 1 Völkmann, 2 v. Kortzfleisch
Die Erneuerung des Gutsparks wird 2024 u.a. durch die Stiftung Historische Gärten in Niedersachsen gefördert.
Schlagwörter: Gutspark, Landschaftsgarten, Reformgartenarchitektur, Teich, Villengarten- © 2024 - Niedersächsische Gesellschaft zur Erhaltung historischer Gärten e.V. -