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Der Ohrbergpark


Der Ohrbergpark

Zu den Ländereien des Gutes Ohr bei Hameln, das sich seit 1307 im Besitz der Familie von Hake befindet, gehört der 80 m über der Weser aufragende Ohrberg. Lange Zeit diente er als Waldweide und zur Holznutzung. Im ausgehenden 18. Jh. begann Christian Ludwig von Hake, der seit 1779 das königliche Hofbau- und Gartendepartement in Hannover leitete, mit ersten Verschönerungsmaßnahmen. Sie betrafen vor allem die Gärten am Gutshaus aber auch den Ohrberg. Georg Adolph von Hake setzte nach 1818 diese Ansätze planmäßig fort. Er war der eigentliche Schöpfer des Parks auf dem Ohrberg mit seinem Wegenetz, den Gehölzpflanzungen und Wiesenflächen. Ein 1826 als Gärtnerwohnung errichteter Pavillon diente ihm als Sommersitz.

Blick vom Ohrberg ins Wesertal mit Gut Ohr, Verf. unbekannt, um 1860 (Privatbesitz Gut Ohr)

Um die neuen Anlagen mit jenen am Gutshaus zu verbinden, und ungehinderte Blickbeziehungen zu schaffen, wurde die an der Weser gelegene Wiese von Bauten befreit, planiert und mit einzelnen Bäumen bepflanzt. An ihrem Westrand entstand ein alleeartig gestalteter Verbindungsweg aus unterschiedlichen Baumarten. Die um die Mitte des 19. Jh. entstandene Gouache zeigt den Erfolg dieser Maßnahmen.

1841 übernahm Ernst Adolph von Hake das Gut und vollendete die Anlagen auf dem Ohrberg, insbesondere die Pflanzungen, wobei er überwiegend nordamerikanische Gehölze verwendete. Der Park entwickelte sich zu einem weithin bekannten Kunstwerk und zum Ziel zahlreicher Besucher.

Während und nach des Zweiten Weltkrieges mussten die Pflegemaßnahmen immer mehr reduziert werden. Der Park verwilderte in weiten Teilen und war nur noch bedingt erlebbar.

Text: Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Ausstellung, 2000

Das Parkpflegekonzept

Für den Landschaftsgarten auf dem Ohrberg wurden nach dem vom Büro Wette 1996 aufgestellten Parkpflegekonzept umfangreiche Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen in den Jahren 1996 bis 2001 durchgeführt.

Der vorgelegte Pflegeplan sollte zum einen über die erzielten Ergebnisse berichten, zum anderen sollte eine Anleitung für die Pflege des Gartendenkmals vorgelegt werden, um eine nachhaltige Sicherung des erreichten Pflegezustandes zu gewährleisten. Der Pflegeplan war so aufzubereiten, dass er für die Arbeiten vor Ort als Ausführungsplan dienen konnte.

Geländer am Steilhang
Neue Geländer am Steilhang
Durchgeführte Maßnahmen

Aufgrund der Größe der Gesamtanlage von rund 18 Hektar in Relation zum jährlich zur Verfügung stehenden Budget, musste die Priorität der Maßnahmen sehr sorgfältig abgewogen werden. Ein Großteil der Maßnahmen wurde kostengünstig von der Aktion Beschäftigung e.V. Hameln unter der Leitung mehrerer Landschaftsgärtner durchgeführt.
Ebenfalls hat die Gemeinde Emmerthal Anteil an der Realisierung durch Einschlag von Stangenholz und Baumpflegemaßnahmen. Für die Fällung der Bäume am Steilhang zur Weser und für das Roden von Stubben wurde ein Landschaftsbaubetrieb aus Bad Münder beauftragt.

Freigestellte Solitärbäume
Freigestellte Solitärbäume im Herbst 2001

Folgendes konnte erreicht werden:
Vegetation
• Pflege der bemerkenswerten Solitärbäume und Baumgruppen durch Freistellen der Kronen und Entfernen von aufgewachsenen Bäumen und Sträuchern im südwestlichen Bereich.
• Nachpflanzung von Parkgehölzen, die langfristig die dendrologische Vielfalt sichern und zugleich die von Georg Adolph von Hake gewünschten Stimmungen des Landschaftsgartens vermitteln.
• Im nordöstlichen Bereich hatten Fäll- und Pflegemaßnahmen Vorrang. Die vorhandenen Eichen wurden freigestellt. Wegbegleitend wurden kleinere Femel in dem nach 1945 aufgewachsenen Gehölzbestand geschlagen.
Raumwirkung
• Herstellen von Blickbeziehungen innerhalb des Landschaftsgartens insbesondere im südwestlichen Teil und ins Wesertal.
• Ansatzweise Erweiterung der „großen Parkwiese“ in nördlicher Richtung zur Dokumentation der ehemaligen Großzügigkeit des Landschaftsgartens.
Plätze und gestalterische Elemente
• Erhöhung der Attraktivität des Luisenplatzes und des südlich Angrenzenden Aussichtspunktes (Adolph-Platz) durch Neufassung der Platzform und Ergänzung bzw. Erneuerung von Geländern und Mobiliar. Durch Auslichtung des Bewuchses auf dem Hang ist der Blick ins Wesertal wieder möglich.
• Wiederherstellen der Räumlichkeit des historischen Platzes am Denkmal für Georg Adolph von Hake.
• Sanierung der Brücke und Errichtung von Geländern an der Libanonzeder.
• Richten der historischen Treppenanlagen.
• Aufstellen von Sitzbänken aus Sandstein an ausgewählten Standorten.
Wegebau
• Wiederherstellen der ursprünglichen Wegebreiten des Hauptweges im südwestlichen und mittleren Parkteil auf 4 Meter.
• Richten der Sandsteineinfassungen der Hohlwege.
• Einbau von Rinnen zur Abführung des Niederschlagswassers an den Gefällestrecken. Überwachsene Sandsteinrinnen wurden freigelegt.

Ohrbergpark Pflegezustand 2011
Pflegezustand im Herbst 2011

Die Aufnahmen vom Herbst 2001 und Herbst 2011, vermitteln einen Eindruck des erreichten Zustandes nach Durchführung der Rückstandspflege und den sehr guten Erhaltungszustand bis heute.

Für den südwestlichen Teil des Landschaftsgartens ist ein vielfältiges Parkbild wieder herausgearbeitet worden. Zum Gesamteindruck tragen die freigestellten Solitärbäume und Baumgruppen, die gepflegten Wiesenflächen, die Steinbänke und die wiederhergestellten Blickbeziehungen ins Wesertal bei.
Im „mittleren“ Teil des Landschaftsgartens (ehemalige Märchenwiese) wurde durch umfangreiche Fällmaßnahmen und die Herstellung von Wiesenflächen an die Situation vor 1945 angeknüpft.

Text (leicht gekürzt): Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Wolfgang Wette, Aufnahmen: Wette

Teile der Pflegemaßnahmen wurden 2004 durch die Gesellschaft finanziell unterstützt.

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